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Es geht wieder los!

Endlich wieder eine Online-Lesung…

Ein Maitag. Haiku und mehr

Online-Lesung mit Bildern und Musikvideos

Der Übergang vom Frühling zum Sommer ist ein Aufbruch in die wärmste Zeit des Jahres. Was kann also das Herz mehr erwärmen als Poesie? Zwei Haiku-Dichter aus Brixen und Hamburg finden sich zusammen, um ihre Haiku, Senryu, Tanka und Haibun vorzulesen. In der Live-Lesung wird auch eine Bildergalerie gezeigt. Umrahmt werden die poetischen Texte von Musikvideos von Ulrike Gaate und Thomas Styhn, die deren Stimmung aufnehmen und ein meditatives Nachklingenlassen ermöglichen.

Gontran Peer dichtet deutschsprachige Gedichte nach japanischem Vorbild, die sich an der traditionellen japanischen Kurzlyrik orientieren. Er ist seit 2018 Gründer sowie Leiter der Haiku Arbeitsgruppe Südtirol und lebt und arbeitet in Brixen. Er dichtet seit 1991 und veröffentlicht seit 2009 deutschsprachige Haiku, Senryu und Tanka.
Maren Schönfeld stieß vor vielen Jahren bei der Suche nach der kürzesten Gedichtform auf das Haiku. Seitdem haben die japanischen Formen sie nicht mehr losgelassen. Sie schreibt Haiku, Senryu, Tanka, aber auch das mit Prosa verbundene Haibun. Maren Schönfeld lebt und arbeitet in Hamburg und hat mehrere Lyrikbände veröffentlicht. Sie leitet auch Workshops zum Schreiben japanischer Formen.
Beide Autoren verbindet eine Schriftstellerfreundschaft, sie schreiben auch gemeinsame Gedichte. In dem Onlineformat werden sie die Entfernung zwischen Brixen und Hamburg verschwinden lassen und gemeinsam mit den Gästen in eine meditative und informative Multimedia-Performance eintauchen.
Ulrike Gaate hat ebenso wie Thomas Styhn die musikalische Leidenschaft um das Medium Film erweitert. Sie verbindet ihre Klavierimprovisationen mit Natur- und Tiermotiven, was den Naturbezug zum Haiku aufnimmt. Thomas Styhn setzt seine Kompositionen für E-Gitarre auch mit surrealen Filmmotiven in Beziehung und schlägt damit einen Bogen zum Senryu. Die unterschiedlichen Arten der Musikvideos bilden einen reizvollen Kontrast, der die verschiedenen literarischen Kurzformen widerspiegelt.

Wo: Online per Zoom
Wann: 25. Mai 2023 um 19 Uhr
Eintritt: € 8.
Buchung über Eventbrite

Sandtorte

Die Küche, immer blitzsauber, roch nach Ferien, als sei vor Kurzem gebacken worden. Die Schüsseln aus braunem Steinzeug rochen irden, ein klarer Duft. Bei ihrem Anblick und wenn ich eine herausholen sollte aus dem Schrank, wenn ich ihre kühle Glätte spürte, dachte ich an den Krieg. Denn mir war gesagt worden, dass diese Schüsseln aus der Kriegszeit stammten. In der größten der drei rührte meine Großmutter Kuchenteige an, mit einem Holzlöffel und nur in eine Richtung, wenn es ein Sandkuchen werden sollte. „Sandtorte“ hieß das bei uns, obwohl es mit einer Torte nichts zu tun hatte. Ich beobachtete fasziniert, wie aus Fett, Eiern, Zucker und Mehl nach und nach eine homogene Masse entstand. Großmutter hielt die Schüssel mit dem linken Arm an ihren Leib gedrückt und rührte mit rechts. Endlos. Wenn alles gut verrührt war, stellte sie die Schüssel auf der Arbeitsfläche ab. Nun durfte ich auch rühren, schaffte aber kaum mehr als drei oder vier Runden. Aus der Kriegszeitschüssel füllte Großmutter den Teig in die noch ältere Kastenform, die aus dem Haushalt meiner Urgroßmutter stammte. In der folgenden Stunde lief ich immer wieder zum Herd, um durch das Fenster der Ofentür zu schauen, ob der Kuchen aufging.

In all den Jahren
hatte sie nie einen Fleck
Großmutters Schürze