an einem Sommerabend in meiner neuen Wohnung in Stade, dem Sehnsuchts- und Schreibort auf Zeit der letzten zehn Jahre und der Ort, in dem ich aufgewachsen bin, sitze ich gerade auf dem Balkon und schreibe diese Zeilen. In einer privat bis zur Schmerzgrenze belastenden Zeit gab es in diesem turbulenten Jahr 2025 bislang kaum Zeit zum Schreiben oder um mich den literarischen Projekten zuzuwenden. Langsam ordnet sich mein Leben neu und ich finde wieder Worte.
Meine Website habe ich optisch leicht umgestaltet mit einer anderen Farbgebung und moderneren Schrift. Im Menü findet ihr die Bereiche „Poesie“ und „Sachbuch“ jetzt unter dem Oberbegriff „Bücher“. Unter diesem Begriff gibt es jetzt einen neuen Bereich „Kooperationen“, in dem ich euch Projekte vorstellen möchte, an denen ich mitgewirkt habe, die jedoch nicht von mir geschriebene Bücher beinhalten. Das erste Projekt ist eine „Perle der Literatur“, unten seht ihr den Link und habt schon die letzten beiden Blogbeiträge dazu gelesen.
Das Aufmachen eines neuen Bereichs hat sich insofern gelohnt, als das Buch über Hilda van Suylenburg nicht das einzige gemeinsame Projekt mit dem Input-Verlag bleiben wird…
Um die Mittagszeit gab es gerade noch einen freien Parkplatz vor der Eulsete-Halle, dabei hatte ich befürchtet, dass vielleicht kaum jemand Interesse an der Buchmesse in dem kleinen Ort bei Stade zeigen könnte. Weit gefehlt – beim Rundgang gab es vor einigen Ständen „Stau“, die angeregten Gespräche zwischen Besuchern und Ausstellern dauerten einige Zeit und die Wartenden zeigten sich geduldig. Die Messe, die unter dem Motto … fair geht vor von Manuela und Uwe Kowald veranstaltet wurde, fand zum ersten Mal in Himmelpforten statt. Rund 25 Aussteller teilten sich die Halle mit einem Bücherflohmarkt, was offensichtlich ein gutes Konzept war, wobei am ersten Tag des Messewochenendes 27./28. April mehr Gäste an den Ständen zu finden waren als im Flohmarktbereich. Die Bezeichnung „alternative Buchmesse“ weckt in den älteren Semestern von uns eher Assoziationen zur alternativen Szene der 1980er Jahre; aber weit gefehlt: In diesem Fall ging es um alternative Publikationsmöglichkeiten für Schriftsteller, die im so genannten ersten Buchmarkt kaum eine Chance bekommen. In einem Markt, der hauptsächlich von Übersetzungen lebt und fast keinen Raum für Neuerscheinungen hat, sind neue Schriftstellerinnen harten Bedingungen ausgesetzt. Als das Selfpublishing aufkam, damals noch verachtet und verpönt von denen, die „es geschafft“ hatten, in einem größeren Verlag unterzukommen, kämpften die schreibenden Pioniere um einen Platz in der Welt der zu Papier gebrachten Gedichte und Geschichten, die ihren Weg zu Lesefreudigen finden sollten. Und was soll man sagen: Gut 20 Jahre später ist es kein Platz, sondern ein eigener Markt, der sich still und leise neben dem etablierten Buchmarkt, beherrscht von großen Verlagen, aufgestellt hat. Und der so viel Druck auf den „ersten Buchmarkt“ ausgeübt hat, dass es jetzt in Leipzig und Frankfurt am Main Selfpublisher-Areas auf den Buchmessen gibt. Sicherlich hängt die Qualität der Texte nicht zuletzt davon ab, ob sich die Verfasser ein Lektorat geleistet haben; Leser sind trotzdem zu finden. Und wer es als Selfpublisher schafft, sich einen Leserkreis zu erarbeiten, hat sich tief ins Marketing eingearbeitet. Denn die besten Texte kommen nur dann unter Leute, wenn die richtigen Werbemaßnahmen sie in die Welt bringen.
Präsentationen, mit Liebe gemacht
Zunächst beeindruckt, mit welcher Liebe zum Detail und mit welch großer Sorgfalt die kleinen Verlage und Selfpublisher ihre Stände ausgerichtet haben. Fast alle haben nicht nur Bücher, sondern auch Lesezeichen, Flyer, Leseproben und sogar bedruckte kleine Leinenbeutel mit dem entsprechenden Buchcover dabei und ansprechend aufgebaut. Für einen Titel, bei dem es um Schokoladentaler geht, sind goldglänzende Schokotaler auf schwarzem Samt ausgestreut; Farben, die sich im Buchcover widerspiegeln.
Ich sage es gleich vorweg: Um Podcasts habe ich früher einen großen Bogen gemacht, wenn es darum ging, dass ich nicht als Hörerin, sondern als Sprecherin gefragt war. Podcast, das unbekannte Wesen? Nicht mehr vorlesen, sondern frei sprechen oder eine Mischung daraus? Das konnte ich mir nicht so richtig vorstellen. Aber wie so oft, kommt es auch beim Aufnehmen von Podcasts darauf an, wer dabei ist und wie es vermittelt wird. Als mein geschätzter und befreundeter Kollege Ralf Plenz mich vor längerer Zeit fragte, ob ich einen Podcast mit ihm aufnehmen wolle, habe ich den Sprung ins kalte – nein, lauwarme Wasser gewagt. So kalt war es nämlich gar nicht, was allerdings der guten Vorbereitung und Rahmenbedingungen von Ralf zu verdanken ist.
Nun haben wir zu Ralfs Roman-Trilogie „Großstadt-Oasen“ zwei Interview-Podcastfolgen aufgenommen, in denen wir uns in vergangene Welten zurückversetzen. Es geht um Ottensen und die alternative Szene in den 1980er Jahren, um das Leben ohne Smartphone, aber mit echten Büchern und den Geheimbund der Isokratiker.